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19. März 1949: 75. Jahrestag der Verabschiedung der Verfassung der künftigen DDR durch den Volksrat der Länder

Die Verabschiedung der ersten Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) markiert einen entscheidenden Moment in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Dieser Beitrag beleuchtet die Ereignisse und politischen Spannungen, die zu diesem historischen Wendepunkt führten, und betrachtet die Auswirkungen, die sie bis heute haben.

Ein einheitlicher Verfassungsentwurf im Schatten der Spaltung

Im März 1949 stand Deutschland an einem Scheideweg. Der Deutsche Volksrat, der sich aus Vertretern der verschiedenen Länder der zukünftigen DDR zusammensetzte, bestätigte einstimmig den endgültigen Entwurf einer Verfassung. Diese Handlung war nicht nur ein Schritt zur formellen Gründung der DDR, sondern auch ein Versuch, die Teilung Deutschlands zu überwinden. Durch eine Resolution beschloss der Volksrat, mit dem Parlamentarischen Rat in Bonn Kontakt aufzunehmen, um eine Vereinigung der beiden deutschen Verfassungsinitiativen anzustreben. Dieser Moment repräsentiert den Höhepunkt der Bestrebungen, ein nach dem Krieg geteiltes Deutschland unter einer gemeinsamen Verfassung zu vereinen.

Die Ablehnung aus Bonn: Ein Rückschlag für die Einheit

Die Reaktion aus Bonn war jedoch erwartungsgemäß abschlägig. Mit Ausnahme von zwei Vertretern der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) lehnten die Abgeordneten aller Parteien die Volkskongressbewegung als demokratisch illegitimes Instrument sowjetischer Machtpolitik ab. Die vorgeschlagene Zusammenkunft einer sechzig Mitglieder umfassenden Volksratsdelegation mit dem Parlamentarischen Rat kam somit nicht zustande. Diese Ablehnung verdeutlichte die tiefen politischen und ideologischen Gräben, die Deutschland in der Nachkriegszeit durchzogen. Die Hoffnung auf eine deutsche Einigung durch einen gemeinsamen Verfassungsgebungsprozess schien damit in weite Ferne gerückt.

Der Weg zur Teilstaatsgründung: Eine Änderung der Strategie

Angesichts der festgefahrenen Situation und mit der Unterstützung der Sowjetunion änderte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ihre Strategie. Obwohl die Hoffnung auf ein gesamtdeutsches Konzept nicht vollständig aufgegeben wurde, richtete sich der Fokus nun auf die Gründung eines mitteldeutschen Teilstaates. Diese Entscheidung war von weitreichender Bedeutung und legte den Grundstein für die Entstehung der DDR. Die Verabschiedung der Verfassung im selben Jahr war somit nicht nur die Geburtsstunde eines neuen Staates, sondern auch ein Symbol für die zunehmende Teilung Deutschlands.

Fazit: Ein Erbe, das bis heute nachwirkt

Die Ereignisse rund um die Verabschiedung der DDR-Verfassung im Jahr 1949 sind ein eindrückliches Beispiel für die komplexen politischen Dynamiken der Nachkriegszeit. Sie zeigen, wie internationale Spannungen, ideologische Differenzen und das Streben nach nationaler Souveränität die politische Landschaft Deutschlands und Europas nachhaltig prägten. Die SED-Staatsmacht gab der DDR in den Jahren 1968 und 1974 noch zwei weitere Verfassungen. Der 75. Jahrestag dieser ersten Verfassung erinnert uns nicht nur an die historische Bedeutung dieses Moments, sondern auch an die langen Schatten, die die Teilung Deutschlands über die Jahre geworfen hat. In der heutigen politischen Bildung ist es essentiell, diese Ereignisse zu reflektieren, um die Bedeutung von Demokratie, Freiheit und Einheit im kollektiven Bewusstsein zu verankern.

Bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung sind unter anderem folgende Publikationen zum Thema erhältlich: